Am Samstagnachmittag, 14. August 2021, hat die Ortsgemeinde St. Margrethen zur jährlichen öffentlichen Begehung in den Eselschwanz eingeladen. Über 100 Personen aus St. Margrethen und den benachbarten Ortsgemeinden sind dieser Einladung gefolgt. Nach der Begrüssung durch Präsident Rolf Künzler sind die Gäste in drei Gruppen zum Postenrundgang übergegangen.
Aufwertung Natur- und Landschaftsschutzgebiet Eselschwanz
Referent Dr. Jonas Barandun zeigte den Besucherinnen und Besuchern auf, welche Massnahmen im Eselschwanz geplant sind. Beim Baggersee ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung in Entstehung. Das bereits heute bestehende Natur- und Landschaftsschutzgebiet im nördlichen Bereich des Eselschwanzes soll aufgewertet werden. Durch diese Massnahmen wird das Gebiet rund um den Eselschwanzweiher einen erhöhten Lebensstandard für Vögel, Amphibien, Insekten und einheimische Pflanzen bieten.
Die Aufwertung sieht dabei drei Teilbereiche vor. Im Süden soll eine blumenreiche Rietwiese für Insekten entstehen. Diese wird zum landwirtschaftlich genutzten Bereich hin mit Vernetzungselementen ergänzt. Als Vernetzungselemente sind höhere Bäume und tiefere Sträucher zu verstehen, welche Vögeln als Sitzmöglichkeiten dienen.
Ein weiteres Element ist die Gestaltung von mehreren flachen Weihern die als Amphibienlaichgebiete dienen. Diese werden flach gestaltet und der Wasserstand mit Staubalken reguliert. So kann im Herbst das Wasser abgelassen und die Fläche gemäht werden.
Der steilufrige Bereich des Eselschwanzweihers wird abgeflacht und erhöht die Lebensraumqualität der Fische im Weiher. Auch wird ein Vernetzungskorridor zum KIBAG-Weiher geschaffen.
Bis die umgesetzten Massnahmen für die Besucherinnen und Besucher optisch «schön» sind, benötigt die Natur ihre Zeit. Schätzungsweise in drei Jahren wird die Überpflanzung der Flächen sichtbar. In ungefähr fünf Jahren kann abgeschätzt werden, welche Pflanzen sich im Eselschwanz zu Hause fühlen.
Anbau und Verarbeitung von Ribelmais
Ungefähr im 17. Jahrhundert fand der Mais aus Mittelamerika seinen Weg ins Rheintal. Der domestizierte Ribelmais diente hier während gut 300 Jahren als Ernährungsgrundlage bis er nach dem zweiten Weltkrieg beinahe ganz aus dem Speiseplan der Rheintalerinnen und Rheintaler verschwand und nur noch für den Eigenbebedarf gepflanzt wurde.
In den letzten 20 Jahren hat der Rheintaler Ribelmais sein Comeback gefeiert. Mittlerweile ist er AOP-Zertifiziert und wird im Rheintal (Bodensee bis Zizers) und dem Fürstentum Liechtenstein angebaut und verarbeitet. Der Türggen bedeutet heute wieder Einkommen in der Landwirtschaft. Auf rund 90 Hektaren wird von den Rheintalern Landwirten der Ribelmais für die Lebensmittelverarbeitung angebaut. Heute gibt es nebst dem ursprünglichen Ribel auch viele weitere Produkte und Rezepte.
Ratsmitglied der Ortsgemeinde und Geschäftsführer der Lütolf Spezialitäten AG, Christian Lütolf, begeisterte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinem Hintergrundwissen über den Rheintaler Ribelmais. Die Lütolf Spezialitäten AG produziert die mittlerweile schweizweit bekannten Ribelmais-Chips und ist dank der Erstellung einer Mühle in St. Margrethen (vis à vis Bauwerk) seit 2021 in der Lage, glutenfreies Maismehl zu erstellen.
Raritäten und besondere Gemüse aus dem Eselschwanz
Im Eselschwanz wird neben Mais für die Lebensmittelproduktion und Futtergras für Tiere viel Gemüse angebaut. Doch nicht nur bekannte Sorten wie die «gemeine» Kartoffel oder die gelbe Karotte, sondern auch besondere Gemüsesorten und Raritäten werden vor der Haustüre der St. Margretherinnen und St. Margrethern produziert.
Teilweise sind dies alte in der Schweiz heimische Sorten, sogenannte ProSpecieRara Sorten (ProSpecieRara ist die schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren in der Schweiz), teilweise sind es Gemüsearten, die im Ausland zur Lebensmittelgrundlage gehören.
Ratsmitglied der Ortsgemeinde und Gemüseproduzent der Thurnheer Gemüsebau AG, Peter Thurnheer, stellte eine Auswahl an Leckerbissen vor, die über und unter der Erde im Eselschwanz entstehen. Zum Beispiel muss eine Karotte nicht zwingend gelb und eine Rande nicht zwingend rot sein. Beide Gemüsesorten existieren in verschiedenen Farbabstufungen. Die Pastinake ist ein Wurzelgemüse, das älteren Generationen noch wohlbekannt sein mag, in der heutigen Zeit jedoch nicht mehr oft auf dem Speiseplan steht. Die Tomatilla (Bergaubergine) die auf die Azteken zurückgeht, gleicht einer grossen Physalis oder Andenbeere und kann roh verzerrt werden. Dies sind drei der über 20 vorgestellten Gemüsesorten die im Eselschwanz angebaut werden.
Gemütliches Beisammensein
Im Anschluss an die drei aufschlussreichen Posten offerierte die Ortsgemeinde St. Margrethen allen Besucherinnen und Besuchern Wurst mit Brot und als süssen Abschluss ein Ribelmousse, welches vielseitigen Zuspruch erhielt.